Aufstellungen beeindrucken, denn sie bieten die Möglichkeit, ein innerlich wirksames Bild unseres Familiensystems, einer Beziehung oder einer belastenden Situation äußerlich sichtbar werden zu lassen.
In der herkömmlichen Aufstellungsarbeit geschieht dies, indem Teilnehmer der Gruppe die relevanten Personen oder Aspekte repräsentieren. Der Aufstellende folgt seiner Intuition und stellt die Stellvertreter so im Raum auf, wie es sein inneres Empfinden ihm zeigt. Die Stellvertreter fühlen sich in die ihnen gegebene Position hinein und kommen so in Kontakt mit der Energie der jeweiligen Konstellation (phänomenologische Therapie). Belastende Dynamiken, die jenseits unserer bewussten Wahrnehmung unser Leben oder eine Situation bestimmen, werden deutlich.Vertreten wir beispielsweise ein verachtetes oder vergessenes Mitglied unseres Familiensystems und wiederholen dessen Schicksal unbewusst, wird dies in einer Aufstellung deutlich erfahrbar. Mit der Bewusstwerdung verborgener Dynamiken eines Systems werden zumeist auch heilende Bewegungen der Seele sichtbar: Diese geschehen z.B. durch das Anschauen und Anerkennen von dem, was ist, dem Aussprechen von lösenden Sätzen oder der Hingabe an die Bewegungen, die geschehen wollen. Gelingt dieser Prozess als wirklicher innerer Vollzug, ist die Lösung für alle spürbar. Das System findet in eine neue Ordnung, in der sich jeder an seinem guten Platz fühlt. Wir erfahren uns in Beziehung zu anderen und gleichzeitig frei für uns selbst. Jenseits von unserem Verstand wirkt das neue Bild heilsam in unserer Seele weiter.
Wie ich das Wissen der Aufstellungsbarbeit heute verwende:
Aufstellungsarbeit ist immer auch kritisch betrachtet wurden. In meiner eigenen Arbeit habe ich mittlwerweile aus folgenden Gründen von äußeren Aufstellungen Abstand genommen: Aufstellungsarbeit birgt die Gefahr, dass wir als Stellvertreter Energien aus fremden Schicksalen aufnehmen und hinterher ein Problem haben, das wir vorher nicht hatten.Ein wesentlicher Teil der Aufstellungsarbeit bestand zudem darin, Halt und Kraft im eigenen System zu finden - z.B. bei den Eltern, Großeltern oder in der Geschwisterreihe.
In der letzten Aufstellung die ich anleitete, kam mir die Idee hinter jede aufgestellte Person seine/ ihre große Seele zu stellen. Das Ergebnis war zutiefst beeindruckend: Die äußere Suche nach Halt stoppte augenblicklich, jeder fühlte sich voll versorgt, geliebt und frei er/sie selbst zu sein. Zudem fühlte sich jede/r ausschließlich für sein eigenes Leben verantwortlich und war sich gleichsam bewusst, dass all die dafür notwendige Kraft aus der eigenen Seele verfügbar war.
Schlussfolgerung:
Aufstellungen haben mich auf eindrückliche und anschauliche Art mit den unbewussten Verstrickungen die Systeme aufweisen in Kontakt gebracht und viel darüber gelehrt. Das Wissen um diese Verstrickungen nutze ich nach wie vor in der Einzelarbeit. Letztendlich jedoch bleibt es unsere Aufgabe bei unserem Eigenen zu bleiben und uns sowohl von den Bindungen an Personen als auch von den Wirkungen die Ereignisse oder Personen auf unser Leben gehabt haben zu lösen. Hierfür eignet sich z.B. die Symbolarbeit von Phyllis Krystal sehr gut. Für unsere Suche nach Halt bleibt für mich die einzig gültige und dauerhaft stabilisierende Antwort die Hinwendung zu unserem inneren SELBST.
"Denn nicht das Überspringen oder das Verdrängen unangenehmer Zustände, sondern nur ihr Herausstellen und Anschauen mag zur Bewußtwerdung verhelfen und dadurch zu einer Erleichterung und Befreiung."
C.G. Jung